In 80 Tagen um die Welt
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BEWERTUNG |
28.04.2022 von MarSErst kürzlich durften wir mit dem Animationsfilm In 80 Tagen um die Welt auf den Spuren Jule Vernes wandeln. Mit der gleichnamigen achtteiligen Abenteuerserie veröffentlicht Polyband nun eine weitere, stark veränderte Adaption des Klassikers...
Inhalt
Phileas Fogg (David Tennant) ist ein Exzentriker, der in den besten Kreisen Londons verkehrt, für seine Unsicherheit und Feigheit jedoch stets von seinen Freunden belächelt wird. Fasziniert von technischem Fortschritt und angespornt von einem Zeitungsartikel, lässt sich Fogg dennoch auf eine Wette mit seinem Bekannten Nyle Bellamy (Peter Sullivan) ein, denn er ist fest davon überzeugt, dass die Welt tatsächlich in 80 Tagen umrundet werden kann. Begleitet wird Fogg von dem französischen Diener Jean Passepartout (Ibrahim Koma), der sich auf der Flucht vor seiner Vergangenheit befindet, sowie der Journalistin Abigail Fix (Leonie Benesch), die sich durch ihre Kolumne über die Reise ihren Durchbruch, aber auch die Anerkennung ihres Vaters Bernard Fortescue (Jason Watkins) erhofft. Während Bellamy nach Foggs ersten erfolgreichen Etappen seinen Handlanger Thomas Needling (Anthony Flanagan) aussendet, um die Wette zu seinen Gunsten zu manipulieren, muss sich Fogg schon bald eingestehen, dass er für ein solches Abenteuer wahrlich nicht geboren ist. Wird es ihm gelingen, über sich selbst hinauszuwachsen, und damit Bellamy sowie den anderen Zweiflern zu beweisen, dass mehr in ihm steckt, als alle gedacht haben...?
Aller Anfang ist schwer. Dieser Tatsache muss auch die vom Gemeinschaftsprojekt European Alliance produzierte Abenteuerserie In 80 Tagen um die Welt ins Auge blicken, die sich einem durchaus ambitionierten Vorhaben gestellt hat. Die Neuinterpretation hat sich nämlich daran versucht, eine zugegeben in der heutigen Zeit völlig überholte Geschichte mit modernen Themengebieten und aktuellen Facetten anzureichern, und dem Ganzen dabei dennoch einen nostalgischen Charme zu verleihen. Kein einfaches Unterfangen, wie sich relativ schnell herausstellt. Das große Abenteuer einer Weltumrundung in 80 Tagen hat längst seinen exotischen Charakter und seinen Stand als echte Herausforderung verloren, wogegen feministische und rassistisch geprägte Nebenhandlungen beinahe ein wenig überzogen beziehungsweise fehl am Platz wirken. So kommt es am Ende zu massiven Startschwierigkeiten für die Serie, die sich zudem gerade anfangs viel zu viel Zeit für zahlreiche Einzelschauplätze nimmt, während die eigentliche Reise nur bruchstückhaft geschildert wird, und viele interessante Etappen einfach kurzerhand übersprungen werden. Zudem werden für die Weltumrundung grundsätzlich unwichtige Ereignisse stark in den Mittelpunkt gerückt, was gleichzeitig auch den Fokus von der eigentlich im Mittelpunkt stehenden Figur des Phileas Fogg auf die Reisebegleiter Passepartout und Abigail Fix verschiebt. Dadurch entstehen zahlreiche zähe und langatmige Passagen, die in der ersten Staffelhälfte recht schnell ermüdend werden. Doch In 80 Tagen um die Welt bekommt in der zweiten Hälfte tatsächlich noch die Kurve, und bietet schließlich doch noch ein harmonisches Verhältnis zwischen nostalgischem Abenteuer und modernen Facetten. Der holprige Start ist beinahe vergessen, wenn sich das Geschehen schließlich doch noch stimmig ausbalanciert, und damit nicht mehr nur den Nebencharakteren, sondern auch der Hauptfigur und der eigentlichen Handlung merklich mehr Raum zur Entfaltung zur Verfügung stellt. Obwohl sich In 80 Tagen um die Welt dabei recht viele Freiheiten in der Adaption Jule Vernes nimmt, bleiben die grundlegenden Etappen und Herausforderungen - und damit der Charme des eigentlichen Abenteuers - tatsächlich erhalten, und so gelingt es dem Finale sogar, einen ansprechenden Spannungsbogen zu erzeugen. Wirklich gelungen, wenn man bedenkt, dass die Geschichte und ihr Ende inzwischen wirklich jedem bekannt sein dürften.
Schauspielerisch hinterlässt hier vor allem David Tennant einen bleibenden Eindruck. Er interpretiert den exzentrischen Abenteurer Phileas Fogg als vielschichtige Figur, vom Leben und seiner Vergangenheit deutlich gezeichnet, ebenso narzisstisch, wie melancholisch, gleichzeitig feige, wie auch genial. Diese Komplexität in Verbindung mit der sympathischen, etwas tollpatschigen, einfach liebenswerten Ausstrahlung, führt den Zuschauer selbst durch die zu Beginn zähen und regelrecht anstrengenden Passagen, und sorgt dabei auch ein ums andere Mal für zahlreiche humorvolle Momente. Deutlich schwächer ist die Figur des Passepartout ausgefallen, der hier eindeutig viel zu viel Aufmerksamkeit gewidmet wird, und deren Nebengeschichten das eigentliche Abenteuer ein ums andere Mal unnötig ausbremsen. Kaum nennenswerten Einfluss auf das Geschehen hat unterdessen Leonie Benesch in ihrer Rolle als Abigail Fix. Während es sich in der ursprünglichen Geschichte bei dieser Figur um einen Detektiv handelt, der auf Grund eines Haftbefehls Jagd auf Phileas Fogg macht, dient die Journalistin Abigail hier zum einen als Love-Interest für den obligatorischen romantischen Part innerhalb des Geschehens, zum anderen als Identifikationsfigur für den feministischen Aspekt der Handlung. Letztendlich bleibt diese Figur aber recht austauschbar und simpel charakterisiert.
Handwerklich gibt es an In 80 Tagen um die Welt wiederum überhaupt nichts auszusetzen. Die Ausstattung wirkt authentisch, der visuelle Stil ist absolut beeindruckend, und die gesamte Inszenierung ist durchwegs hochwertig. Auch computergenerierte Effekte und Hintergründe fügen sich - zumindest in den meisten Fällen - sehr stimmig ins Geschehen ein, ohne dabei allzu künstlich zu wirken. Wirklich eingängig und gewohnt episch ist der von Hans Zimmer komponierte Score ausgefallen, der die Atmosphäre ein ums andere Mal zu verstärken weiß und hervorragend ins Ohr geht.
Details der Blu-ray
Auch technisch weiß die Blu-ray zu überzeugen. Das Bild ist durchwegs sehr scharf und detailreich, Farben werden natürlich dargestellt, und das Kontrastverhältnis ist ebenso kräftig, wie ausgewogen. Der Schwarzwert bewegt sich auf hohem Niveau, und präsentiert satte dunkle Bildbereiche, ohne schwammig oder ausgebleicht zu wirken. Die Tonspur liegt zwar lediglich in einer PCM 2.0 Abmischung vor, liefert aber im Rahmen der Möglichkeiten und bei passendem Equipment sowohl eine ansprechende Dynamik, wie auch eine angenehme Atmosphäre. Effekte und Umgebungsgeräusche sind angenehm ausbalanciert, der raumfüllende Score wird kraftvoll wiedergegeben, und die Dialoge klingen stets klar und sauber.
Ein Episodenguide entfällt, da die einzelnen Folgen lediglich fortlaufend durchnummeriert wurden, und diese keine separaten Episodentitel tragen. Cover & Bilder © Pandastorm Pictures GmbH /©ZDF /©Anika Molnár /©Joe Alblas /©Graham Bartholomew Das Fazit von: MarS
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