Der Dunkle Turm

Der Dunkle Turm

Originaltitel: The Dark Tower
Genre: Fantasy • Action
Regie: Nikolaj Arcel
Hauptdarsteller: Idris Elba • Matthew McConaughey • Tom Taylor
Laufzeit: DVD (95 Min) • BD (95 Min)
Label: Sony Pictures Home Entertainment
FSK 12

Der Dunkle Turm   30.08.2017 von LorD Avenger

Von sehr realen Visionen und Träumen einer anderen Welt geplagt, deren Krieg auch direkte Auswirkungen auf seine zu haben scheint, lebt Jake als Außenseiter, dem niemand glaubt. Schließlich muss er die Rettung der Welt und aller Welten also selbst in die Hand nehmen, den legendären Revolvermann finden und mit zusammen den Mann in Schwarz jagen, um den Turm zu retten, der die Welten vor der Dunkelheit schützt...

 

Nach dem Lesen der umfangreichen, komplexen und anstrengenden, wenn auch ziemlich genialen 7-teiligen Buchserie von Stephen King war ich eigentlich der Ansicht, dass ich nie eine Filmadaption davon zu Gesicht kriegen würde. Zum einen, weil der Aufbau der Bücher und der Schreibstil eigentlich keine Verfilmung zulassen und zum anderen, weil ich meinte gelesen zu haben, dass King selbst sein selbsternanntes Lebenswerk nie verfilmt sehen wollte. Zumindest ersteres Problem führte unter anderem auch dazu, dass das Projekt überhaupt so lange dauerte und durch die Hände zahlreicher Regisseure und Produzenten ging, darunter auch J.J. Abrams (LOST), bis es schließlich bei Nikolaj Arcel landete.

 

Auch wenn Kings berühmter Anfangssatz, "Der Mann in Schwarz floh durch die Wüste, und der Revolvermann folgte ihm" im Film Erwähnung findet, so ist er weder auch hier der Anfang, noch hat er überhaupt sonderliche Relevanz und der Grund ist nur allzu offensichtlich: Im Gegensatz zu den Büchern ist Roland der Revolvermann nicht der Protagonist, sondern lediglich Beiwerk - die Rolle des zentralen Dreh- und Angelpunktes übernimmt das junge Kind Jake, der in der Romanvorlage zwar eine wichtige Rolle einnimmt, aber weit davon entfernt ist, solche Wichtigkeit einzunehmen. Die anfängliche Angst, dass das Ganze in einen Kinderfilm abdriften würde, legte sich dann aber doch relativ schnell, aufgrund durchaus düsterer Monstererscheinungen und nicht gerade unblutiger Szenen. Auch das Dahinscheiden gewisser Charaktere könnte sicher das ein oder andere Kind in Jakes Alter traumatisieren. Dennoch ist Der Dunkle Turm aber auch nicht so erwachsen, wie er sein sollte.

 

Mit den Büchern darf man die Geschichte aber ohnehin nicht vergleichen, weil buchstäblich Welten dazwischenliegen und, wie man es gewohnt ist, jede Menge fehlt. Gerade durch die ambitionierte Aufgabe, mehr oder minder die Grundessenz von sieben Büchern in einen Film zu verpacken, der darüber hinaus auch nur knapp die überraschend kurzen 90 Minuten knackt, sind gewaltige Abstriche zu erwarten. Dennoch kann ich die Kernaussage der meisten vernichtenden Kritiken nicht ganz nachvollziehen, die besagt, dass der Film zu konfus für Außenstehende wäre und nichts als eine herbe Enttäuschung für Fans der Bücher. Ein jedem Fan sollte eigentlich bewusst sein, genau wie ich meinte, dass es Stephen King selbst bewusst war, dass eine Leinwandumsetzung schwierig und eine 90-minütige Zusammenfassung unmöglich sei - und dass das ganze Projekte eine Hollywood-Angelegenheit war und für die breite Masse produziert wurde, hätte alle Ohren aufzucken lassen müssen. Kings Romanreihe ist nämlich alles andere als massentauglich und ebenso alles andere als mit den typischen Hollywood-Werten von Kitsch und Happy Ends zu vereinbaren. Sieht man davon aber ab, hat man ganz angenehmes Popcornkino mit sehr schönen Effekten, guten Darstellern und jeder Menge Action in Form von Wanted-artigen Schießereien des unschlagbaren Revolvermannes. Auch wenn alles so zügig abgehandelt wird, dass kaum ein Charakter wirklich Gelgenheit hat sich zu entwickeln, so erschien mir doch nichts wirklich konfus - und da stimmten mir auch Kinobesucher zu, die keine Vorkenntnisse mitbrachten.

 

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Und die Charaktere sind gut getroffen - Tom Taylor macht seine Sache als junger Jake super und erfüllt die schwere Aufgabe, eine Kinderfigur nicht lästig und nervig erscheinen zu lassen. Roland ist das coole Badass mit der sicheren Schusshand, der nur eben leider auf den Posten des Nebencharakters verbannt wurde und Matthew McConaughey als finster-böser Schurkenzauberer? GRANDIOS. Ich liebe die Schurken ohnehin meistens mehr als den Rest und Der Mann in Schwarz ist mein Lieblingsschurke seit dem Joker aus The Dark Knight und Vaas Montenegro - ein boshafter Zeitgenosse, der kleine süße Mädchen in hasserfüllte Albträume ihrer Mütter verwandelt.



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Das Fazit von: LorD Avenger

 LorD Avenger

Der Revolvermann wird als Protagonist von einem hellsichtigen Kind ersetzt, die eigentlich Fantasy-Welt wird zugunsten des neuzeitlichen New Yorks sträflich vernachlässigt, die Handlung wird hollywood-typisch massentauglich aufgearbeitet und streicht gefühlt 9 von 7 Büchern zusammen, um auf eine geradezu schockierende Laufzeit von lediglich 90 Minuten zu kommen. Dass zusätzlich eine TV-Serie mit demselben Roland-Darsteller geplant ist, tröstet dabei kaum. Ungeachtet des zerstörten Traums einer gelungen Romanumsetzung, die aufgrund Stephen Kings eigensinnigem Schreibstil eben einfach nahezu unmöglich ist, kann der Film aber durchaus unterhalten. Er hat gute Effekte, nette Atmosphäre, super Schauspieler und coole Action, auch wenn alles viel zu schnell geht, und man weder den Charakteren, noch der so detailreichen Fantasy-Welt genug Zeit gibt sich zu entfalten. Der dunkle Turm ist Popcorn-Kino für alle also, außer vielleicht für Hardcore-Fans der Originalromane.


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