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Indiana Jones und der Große Kreis
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BEWERTUNG |
11.05.2025 von LorD AvengerMit dem Kampf gegen Nazis kennen Wolfenstein-Entwickler MachineGames sich aus - doch funktioniert ihr Erfolgsrezept auch mit der Kultmarke Indiana Jones?
Eine frohe Botschaft für PlayStation-Fans, dass Microsoft ihre XBox-Exklusivität weiter lockert und ihren aktuellen Toptitel Indiana Jones und der Große Kreis ebenfalls für die Konkurrenzkonsole verfügbar macht. Als Herzensprojekt von Bethesda-Director Todd Howard erdachte der das Konzept und brachte die Produktion ins Rollen.
Angesetzt zwischen dem ersten und dritten Film wird Indiana Jones 1937 in eine weitere globale Schatzsuche verstrickt als ein Hüne in das Museum seines Colleges einbricht und eine mumifizierte Katze stiehlt, die Indiana erst kürzlich bei einer Ausgrabung gefunden hatte. Frei nach seinem Motto, dass Geschichte für jedermann zugänglich sein sollte, nimmt er die Verfolgung auf und findet sich schon bald inmitten des von Mussolinis Nazis besetzten Vatikans wieder. Die sind nicht gut auf herumschnüffelnde Amerikaner zu sprechen, weshalb Indiana auf unkonventionelle Wege zurückgreifen muss, auf Schleichen und nicht selten auf einen Kampf, wenn das fehlschlägt. Der Vatikan hält aber neben einem verborgenen Geheimbund auch zahlreiche andere Geheimnisse und Rätsel bereit, die Indiana Jones' Aufmerksamkeit erregen. Das gestaltet sich auch nicht anders als sein Weg ihn im Anschluss nach Ägypten, Thailand und China weiterführt.
Spielprinzip & Gameplay
Indiana Jones und der Große Kreis ist ein sehr story-getriebenes Abenteuer, das seinen Vorlagen so treu bleibt, wie man es kaum für möglich gehalten hätte. Um die Haupthandlung voranzutreiben, muss Indiana Jones Indizien folgen, die meist zu antiken Rätseln führen oder in die streng bewachten Nazi-Lager, in denen etwas zu finden ist, dass er benötigt.
Unabhängig davon, in welchen Teil der Welt das Spiel einen gerade entlässt, finden Indiana Jones und der Spieler sich in einer überschaubaren Open World wieder, die abseits der Haupthandlung noch viel weitere, durchaus unterhaltsame Beschäftigung anbietet. So entpuppen sich z.B. durch das Interagieren mit NPCs, das Abhören von Funksprüchen oder das Lesen von Briefen und Dokumenten Nebenmissionen, die einen auch abseits der gewohnten Wege führen. So muss der Gehilfe eines tattrigen Archäologen (mehrfach) aus Gefängnissen befreit werden, eine Grabkammer untersucht oder eben ein Rätsel gelöst werden - und auch, wenn die Hauptmissionen selten mehr Gehirnschmalz erfordern als die geradezu lächerlichen Rätsel in der Uncharted-Reihe, so kann man sich doch zumindest an diesen optionalen Puzzlen den Kopf zerbrechen.
Neben Rätseln verbirgt die Spielwelt aber auch unzählige Schriftstücke, die die Gesamthandlung ausschmücken oder eben neue Aufgaben und Informationen liefern. Man kann darüber hinaus eine Handvoll Artefakte in jedem "Level" finden, ebenso wie Ratgeber-Bücher, die einen Fähigkeitenbaum ersetzen. Findet oder kauft man ein Buch, das eine bestimmte Fähigkeit freischalten oder z.B. die Gesundheit erweitern kann, muss man dieses noch mithilfe von Punkten aktivieren, die man mit dem Abschließen von Missionen erhält oder mit dem Fotografieren von interessanten Umgebungen und Personen.
Was man ebenfalls finden kann sind Verkleidungen, ganz wie wir es auch aus den Filmen gewohnt sind. So kann sich Indiana im Vatikan als Geistlicher verkleiden oder in Gizeh als Ägypter, um den wachsamen Augen der Nazis zu entgehen. Es gibt sogar etwas besser versteckte Nazi-Uniformen, die einem selbst Zutritt zu versperrten Arealen gewähren und in der man lediglich von hochrangigen Offizieren durchschaut werden kann.
Das Kampfsystem ist dabei leider die meiner Meinung nach größte Schwäche des Spiels. Wirklich cool und spaßig ist es zweifelsohne sich nahezu sämtliche Gegenstände in der Spielwelt als improvisierte Waffe zunutze machen zu können - seien es Whiskey-Flaschen, Vorschlaghämmer, Pfannen oder Handfeger und Fliegenklatschen. Das ist auch unerlässlich, um Gegner unbemerkt von hinten auszuschalten, da Indiana dummerweise dafür keine freihändige Technik hat. Gerät man ohne Waffe in einen Kampf, muss man auf seine Fäuste zurückgreifen, was leider überhaupt keinen Spaß macht. Das simple Prinzip ermöglicht es einem entweder den Gegner mit wildem Button-Mashing zu überrumpeln oder erfordert etwas mehr Feingefühl, sobald es ein hartnäckigerer Gegnertyp ist, der auch in Deckung gehen kann. Hier muss man dann Gebrauch vom Blocken und Kontern machen, was mir tierisch auf den Keks gegangen ist, da ein Versagen sehr schnell zum Game Over führen kann. Die überaus fairen Checkpoints sorgen dafür, dass das keine gravierenden Folgen hat, dennoch ist es alles andere als spaßig.
Umso besser, dass das Game, wie schon erwähnt, primär auf Stealth ausgelegt ist und erfreulicherweise auch den Rätseln wesentlich mehr Aufmerksamkeit und Zeit spendet als jeder Uncharted-Teil, der gerne mal zu oft in eine Action-Schießerei abdriftet. Zwar bleibt einem auch hier nicht erspart, dass die Feinde mit Gewalt in die Jahrhunderte unberührte Grabkammer eindringen, nachdem man selbst den vorgesehenen, mit Rätseln und Fallen gesäumten Weg gegangen ist oder dass die Schatzkammer einen aberwitzigen, deutlich einfacheren Ausgang auf der anderen Seite bietet, aber unterm Strich fühlt es sich die meiste Zeit schon so an als würde man die Gameplay-Elemente sauber voneinander trennen, um sie jeweils ungestört genießen zu können.
Grafik & Darsteller
Was alle Beteiligten hier geleistet haben ist einfach nur großartig - zumindest aus Sicht eines Indiana Jones-Fans, der die ersten drei Filme verehrt. Sehen wir mal ganz davon ab, dass der Anfang von Jäger des Verlorenen Schatzes quasi als Tutorial-Level im Spiel nachgestellt wurde, ist das ganze Werk die reinste Liebeserklärung an das Franchise. Der dem jungen Harrison Ford nachempfundene Indiana Jones ist ein optischer Volltreffer und gerade, wenn man die vom Original so ikonischen Augenroller oder Kopfbewegungen wiedererkennt, muss man unweigerlich schmunzeln. Getoppt wird das Ganze einzig und allein durch die Synchronsprecherleistung von Multitalent Troy Baker, der aus der Videospiellandschaft nicht mehr wegzudenken ist. Nach Booker in BioShock Infinite, Joel aus The Last of Us und Sam Drake aus Uncharted 4 durfte er nun auch Indiana Jones sprechen und er klingt dermaßen nach Harrison Ford, dass selbst das Original sprachlos war.
Auch abgesehen von Ford erkennt man viele der Gesichter im Spiel von realen Schauspielern wieder. Sei es der ein Monat vor Release an Magenkrebs verstorbene Tony Todd, Enrico Colantoni (Veronica Mars), Carlo Rota (Der blutige Pfad Gottes) oder die obligatorische und wirklich großartige Nazi-Besetzung durch Tom Beck und Marios Gavrilis, die einen auch deutsche Stimmen hören lassen, selbst wenn man im Originalton spielt.
Sehr schön finde ich auch, dass man gleich zu Beginn des Spiels auswählen kann, ob man das Erlebnis lieber im Vollbild oder in der filmreiferen Variante mit schwarzen Balken genießen möchte und dass das Bild bei genauem Hinsehen eine leichte Körnung aufweist, die unweigerlich ebenfalls an die Originalfilme erinnert.
Um sich von Genrekollegen Uncharted und Tomb Raider abzuheben und um den Spieler eins mit Indiana Jones werden zu lassen, spielt sich der Große Kreis aus der Egoperspektive in seinem Genre zunächst sehr gewöhnungsbedürftig, gerade auch, weil das Spiel regelmäßig beim Klettern oder Schwingen in die Third Person-Ansicht wechselt, was nicht immer ganz sauber aussieht. Man gewöhnt sich aber schnell daran und der Plan geht auf jeden Fall auf: Das Spiel fühlt sich allein dadurch schon signifikant anders an.
Was leider immer mal wieder die Immersion bricht und so gravierend ist, dass es einen anspringt: Die NPCs in der Spielwelt reagieren viel zu wenig auf Indiana Jones. Zwar grüßen sie einen freundlich im Vorbeigehen, wenn man dann aber vor ihrer Nase seine Peitsche schwingt oder an Hauswänden hochklettert, scheinen sie es nicht einmal zu bemerken. Vom Gegnerverhalten ganz zu schweigen, die sehr schnell von einem Ablassen. Auch einige Sequenzen funktionieren im Spielgeschehen leider überhaupt nicht, obgleich sie perfekt für einen Indiana Jones-Film gewesen wären. In einer Zwischensequenz fliegt Indy in seiner Priesterkluft auf als er einem Nazi die Beichte abnehmen soll. Er schlägt ihn bewusstlos und lässt ihn im Beichtstuhl zurück. Eine witzige Szene, die im Film kein Problem wäre, wenn die Handlung schon in der nächsten den Kontinent wechselt, aber hier streift Indiana weiter unbeirrt durch den Vatikan, obwohl seine Verkleidung sofort auffliegen würde, sobald der Soldat erwacht. Cover & Bilder © 2025 Lucasfilm Ltd. Developed by MachineGames Sweden AB and published by ZeniMax Media Inc. All rights reserved. Das Fazit von: LorD Avenger
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