Titans

Titans

Originaltitel: Titans
Genre: Action • Fantasy
Regie: Brad Anderson • u.a.
Hauptdarsteller: Teagan Croft • Brenton Thwaites • Anna Diop
Laufzeit: Streaming (505 Min)
Label: Netflix

Titans   24.08.2019 von LorD Avenger

Unter demselben Produzenten wie Flash, Supergirl und die anderen DC-Superheldenserien des sogenannten "Arrowverse" folgt nun die davon unabhängige Adaption des Teen Titans-Franchises, in dem sich u.a. Robin von Batman löst und seinen eigenen Weg geht...

 

Inhalt

 

Um sich von Batman zu lösen verlässt Dick Grayson aka Robin Gotham City und zieht nach Detroit, um dort als Polizist zu arbeiten - auch, wenn er nachts immer noch regelmäßig seiner kostümierten und blutigen Selbstjustiz nachgeht. Bei seiner Arbeit trifft er auch auf die junge Rachel, die nicht nur mit ihren dämonischen Superkräften zu kämpfen hat, sondern auch von einer mysteriösen Sekte verfolgt wird, der ihre Adoptivmutter zum Opfer fällt. Dick, selbst als Kind zur Waise geworden, macht es sich zur Aufgabe Rachel zu beschützen. Dabei helfen soll ihm das routinierte Heldenpärchen bestehend aus Hank und Dawn, aka Hawk and Dove, dass allerdings eine nicht unproblematische Vergangenheit mit Dick aufweist. Stattdessen formt sich mit dem grünhäutigen Gar, der sich in einen Tiger verwandeln kann sowie der feuerschießenden und unter Gedächtnisverlust leidenden Kory ein eigenwilliges Team...

 

Bevor wir weiter auf die Live Action-Serie eingehen, wie gewohnt ein kurzer Exkurs zur Comic-/Cartoon-Historie der Marke "Teen Titans": Als junge Ausgabe der Justice League wurde das Team unter Robin 1964 erstmals in Comics eingeführt, damals noch u.a. mit Kid Flash und dem grandios benannten Auqalad als Mitglieder. Erst 1980 mit The New Teen Titans traten die in der aktuellen Adaption aufgegriffenen Charaktere Starfire und Raven bei - und kämpften zusammen gegen denselben Feind wie jetzt. Im DC-Universum treiben sich allerdings eine ganze Reihe von Titan-Teams herum, die sich die Vereinigten Staaten geografisch aufteilen.

 

Nachdem Arrow seine düstere und brutalere Seite zugunsten eines breiteren Publikums einbüßte und nun annähernd auf einem Level mit seinen Kollegen Flash, Supergirl und Legends of Tomorrow verkehrt, hatte DC den deutlich erwachseneren und besser geschriebenen MARVEL-Serien von Netflix nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen. Doch passend zum schockierenden Absetzen aller dieser Serien - was wahrscheinlich auf den anstehenden Start von Disneys eigenem Streaming-Service zurückzuführen ist - schlägt Titans auf und ist ganz genau das: Ein Titan unter sämtlichen aktuellen Superheldenserien.

 

Zwar begleitet man Robin - anhand der meisten Filme und Spiele gemessen eine der größten Witzfiguren im DC-Universum - aber in einer völlig unerwarteten Interpretation. Titans präsentiert sich speziell in den ersten Folgen sehr düster mit einem außer Kontrolle geratenen Dick Grayson, der bei seiner Verbrechensbekämpfung auch vor brutalen Morden nicht zurückschreckt. Ihm zur Seite gestellt wird die düstere Raven, die mit ihren dämonischen Kräften für nicht nur einen absolut horrorfilm-reifen Augenblick in dieser Staffel sorgt. Neben der Brutalität nehmen die Charaktere auch kein Blatt vor den Mund - Dicks "Fuck Batman" ist bereits seit dem Trailer berühmt und berüchtigt und zeigt nicht nur die wenig jugendfreie Sprache, sondern auch die offenkundig ereignisreiche Vergangenheit des Protagonisten.

 

Genau das ist übrigens auch ein Streitpunkt der Serie: Dick Grayson ist der Protagonist. Viele der Episoden konzentrieren sich primär auf ihn, seine Vergangenheit in Batmans Schatten und seine anstehende Verwandlung von Sidekick Robin in den eigenständigen Superhelden Nightwing - allerdings trägt die Serie ja nicht seinen Namen, sondern den seines ganzen Teams. Auch wenn er der Anführer ist, hat man in den lediglich elf Episoden häufig das Gefühl, dass seine eigentlich ebenbürtigen Partner etwas zu kurz kommen - gerade, weil sich das Team ohnehin erst nach rund der Hälfte der Folgen findet. Raven beispielsweise ist - aus Sicht ihres Charakters immerhin verständlich - über die ersten Episoden hinweg sehr verschlossen und wird erst durch den Kontakt mit weiteren Charakteren offener. Gar hat das Glück, dass seine Vorstellungsepisode gleichzeitig die Pilotfolge für die Spin-Off-Serie Doom Patrol darstellt, sodass er zumindest in dieser Folge reichlich Aufmerksamkeit bekommt, aber Kory aka Starfire hat weniger Glück. Speziell durch ihren Gedächtnisverlust kann nicht einmal sie selbst viel zu ihrer Vorgeschichte beitragen.

 

Aber davon abgesehen schlagen sowohl Darsteller als auch Figuren voll ein. Die noch eher weniger bekannten Schauspieler performen hollywoodreif und fühlen sich sichtlich wohl in ihren großartig geschriebenen Rollen. Die sehr unterschiedlichen Helden harmonieren gerade aufgrund ihrer Verschiedenheit erstklassig miteinander und ergänzen sich sowohl charakterlich als auch von ihren Kräften her. Die Entwicklungen, die sie alle vier dahingehend durchmachen täuscht auch darüber hinweg, dass die Staffel bis zum Ende keinen ernstzunehmenden Gegenspieler mitbringt.

 

Was die Serie neben den Figuren, Darstellern, dem Look und der ganzen Atmosphäre auszeichnet, ist, dass sie weiß, an wen sie sich richtet und das voll ausspielt. Titans ist als Teil einer dedizierten DC-Streaming-Plattform entstanden und muss sich dadurch glücklicherweise nicht an TV-Restriktionen halten. Das heißt nicht nur freie Bahn für Sex, Gewalt und Kraftausdrücke, sondern auch für nicht definierte Episodenlängen und Inhalte, die ein möglichst breites Publikum ansprechen. Wir bekommen also Folgen serviert, die genauso lang sind, wie sie sein müssen um ihre Geschichte zu erzählen und nicht so lang oder kurz sein müssen, dass sie in den entsprechenden Freitagabend-Slot passen und entsprechende Cliffhanger zu den verschiedenen Werbeunterbrechungen mitbringen. Zudem ist die Serie speziell auf Comic-Fans abgestimmt und kennt ihr Publikum hervorragend, wodurch es grandios mit Seitenhieben spielen kann und das DC-Universum in großen Schritten aufbaut. Während die Netflix-MARVEL-Serien, wahrscheinlich aus Lizenzgründen, immer nur Anspielungen wie "der große Grüne" (Hulk) oder "der Vorfall" (siehe Ereignisse in Avengers) machen konnten und ohnehin auf ihre C-Prominenz zurückgriff (ein sehr kleiner Teil der Zuschauer kannte wohl Jessica Jones oder Luke Cage vor ihren entsprechenden Serien), kann DC offenbar frei mit allem um sich werfen, das es im Petto hat. Gleich in der ersten Folge und noch häufig darüber hinaus wird Batman erwähnt, ebenso Superman und Wonder Woman sowie die Justice League, Dick macht eine Bemerkung über den Schurken Pinguin und gewissermaßen kriegen wir sogar den Joker zu sehen - von zahlreichen anderen, kleineren Anspielungen ganz zu schweigen. Absolut genial für jeden Comic-Fan, aber nicht zu sehr auf Vorkenntnissen aufbauend (meine einzigen Vorkenntnisse zu den Teen Titans beruhen auf dem Zeichentrickfilm Justice League vs. Teen Titans).

 

Details der Serie

 

Nicht nur hält die Serie tolle, echt aussehende Spezialeffekte bereit - speziell bei den blutigen Kämpfen, sie präsentiert auch die so ziemlich coolsten und gleichzeitig glaubwürdigsten Superheldenkostüme im Serien-Fernsehen. Darüber hinaus rockt der sorgfältig ausgewählte Soundtrack, u.a. mit Songs von AC/DC oder Def Leppard, die alle einen bestimmten Zweck beabsichtigen und diesen eigentlich immer erfüllen.



Cover & Bilder © www.sofahelden.de


Das Fazit von: LorD Avenger

 LorD Avenger

Auch, wenn die Superheldenserie entgegen ihrem Namen in dieser Staffel eher einen Fokus auf Dick Grayson und seine Verwandlung von Robin in den eigenständigeren Nightwing darstellt, so präsentiert sich das ganze Team doch so sympathisch und interessant, dass es bereits in den ersten Folgen mit Abstand auf Platz 1 meiner liebsten Superheldenserien schoss. Titans hat die düstere, erwachsenere Atmosphäre und Erzählweise der Netflix-MARVEL-Serien, allerdings ohne die Durchhänger im mittleren Teil und ohne die Lizenzprobleme, die bei Marvel schon beim Erwähnen anderer Superhelden aufkommen. Gleichzeitig muss es nicht so viel heiße Luft wie die anderen DC-Serien produzieren, weil es keine 20+ Episoden pro Staffel füllen muss und die einzelnen Folgen ebenfalls in ihren Längen signifikant variieren dürfen. Ich finde es sehr erfrischend, dass die Superhelden nahezu ausschließlich unter sich sind und keine gewöhnlichen Menschen eingebaut werden müssen, um die Handlung greifbarer zu machen und obwohl alles sehr auf Fans der Comics und Cartoons ausgelegt ist, können aufgrund der sogar spannenden Vorgeschichten auch unwissende Zuschauer leicht in die Handlung hineinfinden. Nur vielleicht sollte zumindest Batman ein Begriff sein...


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