The Attack
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BEWERTUNG |
12.06.2021 von Dan DeMento
Filme aus Südkorea erfreuen sich seit einigen Jahren zunehmender weltweiter Beliebtheit. Doch gerade das US-Publikum gilt ausländischen Produktionen gegenüber als nicht gerade aufgeschlossen. Was tut man also als gewitzter Filmemacher? Man verpflichtet einen möglichst internationalen Cast und gibt dem Film einen amerikanischen Anstrich. Die ideale Ausrede: Eine multinationale Söldnertruppe. Und genau die hat in The Attack die Aufgabe, den Präsidenten von Nordkorea zu entführen - und wir haben zugesehen.
Inhalt:
Die Umfragewerte von US-Präsident McGregor (Robert Curtis Brown) sind im Keller, und das ausgerechnet wenige Tage vor der Wiederwahl. So fasst die CIA-Agentin Mackenzie (Jennifer Ehle) einen riskanten Plan: Sie heuert ein internationales Söldnerteam unter der Führung des südkoreanischen Einwanderers Ahab (Ha Jung-woo) an, um einen nordkoreanischen Funktionär zur Preisgabe geheimer Waffenarsenale zu zwingen. Doch als die Truppe in den geheimen unterirdischen Bunkern, in denen das Treffen stattfinden soll, Stellung bezieht, entdecken sie, dass die Zielperson in Wahrheit der nordkoreanische Machthaber King (Wook-Hyun Sun) ist. Jetzt sehen sich Ahab und seine Mannen in einer schier aussichtslosen Lage: Gegen eine Übermacht von Gegnern müssen sie den Dritten Weltkrieg verhindern - und dabei weiß Ahab nie genau, wem er vertrauen kann.
Tätowierte, bis zu den Haarspitzen bewaffnete Muskelmänner mit Dreitagebärten, ein unterirdisches Bunkersystem, Verrat und Verschwörung - es ist recht schnell ersichtlich, dass The Attack nicht vornehmlich für ein intellektuell anspruchsvolles Publikum erschaffen wurde. Stattdessen hat der Südkoreaner Byung-woo Kim hier einen Streifen aufs Parkett gehauen, in dem am laufenden Band geschossen, gestorben, explodiert, erstochen und geflucht wird - feinstes Actionkino also.
Auch der doch sehr offensichtliche Plan, die koreanische Produktion möglichst amerikanisch aussehen zu lassen, hat einwandfrei funktioniert. Das liegt zum einen an einigen bekannten Gesichtern, wie der aus Zero Dark Thirty bekannten Jennifer Ehle, Mom-Süßling Spencer Daniels oder Kevin Durand, der eigentlich immer dabei ist, wenn ein irgendwie zwielichtig aussehender Typ mit dicken Waffen gebraucht wird. Zum anderen ist aber auch der Look des Films sehr klar und direkt, wofür die coole Kulisse der unterirdischen Bunker genauso verantwortlich ist wie das - für asiatische Verhältnisse - extrem reduzierte Spiel der Darsteller. Gerade Hauptdarsteller Ha Jung-woo, der auch im Katastrophenfilm Tunnel schon ordentlich ablieferte, spielt überzeugend und auf den Punkt, und trägt damit die Hauptlast des Films auf seinen Schultern.
Denn damit kommen wir schon zu den Schwächen von The Attack: Während der erste Twist der Handlung, nämlich, dass man in Wahrheit auf den Präsidenten von Nordkorea angesetzt wurde, noch absolut klargeht und der Handlung einen wichtigen Schubs gibt, will der Film dann einfach zu viel. In den gesamten 125 Minuten Laufzeit bekommen wir eine Wendung nach der anderen serviert, immer wieder hintergeht einer den anderen, ursprüngliche Pläne stellen sich als falsch oder gelogen oder fehlkommuniziert heraus, immer neue Bedrohungen kommen aus dem Nichts und letztendlich verliert auch der aufmerksamste Zuschauer den Überblick, wer denn jetzt gerade eigentlich was macht und vor allem warum.
Das wäre an sich aber noch nicht tragisch, spätestens Nolans Tenet hat gezeigt, dass man einen Film nicht zu 100% verstehen muss, um mitzufiebern. Doch leider fehlt in The Attack eine wirkliche Identifikationsfigur. Wie schon erwähnt tut Ha Jung-woo wirklich alles, um seinem Ahab Tiefe und Glaubwürdigkeit zu verleihen, aber er stößt trotzdem schnell an seine Grenzen. Eine recht haarsträubende Backgroundstory, die die Handlung in ein ebenso haarsträubendes Finale treibt und allerlei fragwürdige Entscheidungen machen es dem Zuschauer teilweise schwer, für sein Schicksal echtes Interesse zu entwickeln. Und sämtliche anderen Figuren, seien es hammerharte Söldner, gesichtslose Soldaten-Bösewichte oder nordkoreanische Büroangestellte agieren größtenteils als reine Abziehbilder, Zielscheiben oder Stichwortgeber.
Wenn man aber bereit ist, über manche Logikschwächen hinwegzusehen und manch wirre Eingebung einfach stillschweigend zu akzeptieren, dann ist The Attack ein Actioner, der sich hinter Hollywood-Produktionen nicht zu verstecken braucht. Harte, gut choreographierte Kämpfe und Schusswechsel und eine - im Film durch eine Art schwerelos rollende Überwachungskameras etablierte - extrem coole Kameraführung machen den Streifen trotzdem zu einem echten Highlight.
Details der Blu-ray:
Das Bild ist klar, der Look ist cool und trotz flackerndem Licht, Schüssen und Explosionen gibt es nichts, was das Auge von der Handlung ablenkt. Gleiches gilt für den Ton, der mit mächtig Druck aus den Boxen kommt. Die deutsche Tonspur ist in den Dialogen etwas frontlastig geworden, das ist aber absolut zu verschmerzen. Mit Interviews, Making Of, Featurette und Trailern bekommen auch Freunde des Bonusmaterials einiges geboten.
Cover & Bilder © Koch Films GmbH Das Fazit von: Dan DeMento
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