Night On The Galactic Railroad

Night On The Galactic Railroad

Originaltitel: Ginga Tetsudou no Yoru
Genre: Fantasy • Abenteuer
Regie: Gisaburo Sugii
Laufzeit: DVD (104 Min) • BD (104 Min)
Label: Anime House
FSK 12

Night On The Galactic Railroad   13.06.2018 von MarS

Kenji Miyazawa war ein japanischer Dichter und Kinderbuchautor, dessen Werke sich noch heute großer Beliebtheit in seinem Heimatland erfreuen. Eine seiner bekanntesten Fantasygeschichten ist Night on the Galactic Railroad aus dem Jahr 1927, die 1985 von Regisseur Gisaburo Sugii als Anime adaptiert wurde. Dieser erscheint nun erstmals auf Blu-ray von Anime House...

 

Inhalt

 

Der junge Giovanni lebt alleine mit seiner kranken Mutter, um die er sich stets kümmern muss. Durch diese große Verantwortung ist er in der Schule zum Außenseiter geworden, nur noch sein Freund Campanella hält zu ihm. Am Abend des Sternenfestes, als Giovanni noch eine Flasche Milch für seine Mutter besorgen will, findet er sich plötzlich an Bord der intergalaktischen Eisenbahn wieder. Auch Campanella befindet sich bei ihm, und die beiden starten in ein fantastisches Abenteuer quer durch den Nachthimmel. Wohin mag sie die Reise wohl führen, und warum sind gerade sie beide mit diesem besonderen Zug unterwegs?

 

Night on the Galactic Railroad macht es dem Zuschauer wahrlich nicht einfach, denn Regisseur Gisaburo Sugii hat hier eine Adaption geschaffen, die sich extrem ruhig, wenig zusammenhängend und stellenweise verwirrend präsentiert, dabei aber eigentlich eine sehr düstere, melancholische und tragische Geschichte mit philosophischen Ansätzen erzählt. Die episodenhaft aufgebaute Handlung, unterteilt in zahlreiche Einzelkapitel, liefert zunächst einmal nicht viele Informationen und kümmert sich im ersten Drittel des Films vor allem um die Hauptfigur Giovanni, ohne währenddessen jedoch wirklich in die Tiefe zu gehen. Vielmehr werden zahlreiche Figuren und Locations vorgestellt, ohne dabei einen echten Zusammenhang erkennen zu lassen, was das Geschehen vor allem zu Beginn sehr anstrengend und zäh gestaltet. Wenn dann die Fahrt mit der intergalaktischen Eisenbahn startet, verfolgt man als Zuschauer eine Aneinanderreihung unterschiedlichster Szenerien, die teilweise sehr skurril ausfallen und ebenfalls zunächst einmal keine lineare oder konsequente Erzählung erkennen lassen. In diesem Bereich des Films werden weiterhin unzählige Fragen beim Zuschauer aufgeworfen, auf die es einfach keine Antwort zu geben scheint. Erst gegen Ende der Reise und nach der Rückkehr nach Hause liefert Night on the Galactic Railroad schließlich eine letzte Erklärung, die zwar viele der aufgeworfenen Fragen immer noch nicht beantwortet, auf Grund ihrer Wendung und der darauffolgenden Erleuchtung aber dennoch einen kleinen Kloß im Hals hinterlässt. Auf der einen Seite ist es verständlich, dass der Film als Klassiker des Animefilms angesehen wird, auf der anderen Seite ist der Erzählstil von Gisaburo Sugii jedoch im Gesamtbild sehr eigenwillig und so extrem ruhig beziehungsweise unspektakulär angelegt, dass sich mit Sicherheit nicht jeder Zuschauer auf das Ganze einlassen kann. 

 

Die Zeichnungen von Night on the Galactic Railroad sind sehr einfach gehalten und liefern nur selten Details oder Feinheiten. Highlights setzen hier vor allem einige der Stationen während der Fahrt mit der intergalaktischen Eisenbahn, ansonsten bleiben die Designs eher simpel. Eine Augenweide ist der Film wahrlich nicht, transportiert aber durch seinen Stil sehr schön seinen Inhalt. Das Sounddesign ist ebenfalls sehr zurückhaltend. Nur in wenigen Szenen setzt der Soundtrack Akzente, ansonsten läuft der minimalistisch eingesetzte Score überwiegend nur ganz dezent und kaum wahrnehmbar im Hintergrund ab. 

 

Das beiliegende Booklet bietet auf 16 Seiten viele Informationen zum Schriftsteller der Romanvorlage Kenji Miyazawa sowie dem Regisseur Gisaburo Sugii, aber auch zahlreiche Hintergrundinfos zu den einzelnen Kapiteln des Films. Diese sind nicht nur sehr informativ, sondern letztendlich auch sehr hilfreich für das Verständnis.

 

Bildergalerie von Night On The Galactic Railroad (6 Bilder)

Details der Blu-ray

 

Das Bild der Blu-ray liefert den Film in ordentlicher Qualität. Alles ist scharf und ausgewogen kontrastiert, die Farben kommen kräftig zur Geltung. Schwankungen bei der Farbintensität sind dem damaligen Zeichenstil geschuldet und unterstreichen den Look. Ebenfalls auf das Konto des Alters gehen diverse Macken und Verunreinigungen im Bild, die zwar immer wieder etwas stärker ausfallen, sich jedoch nie wirklich störend auswirken. Der Ton konzentriert sich gänzlich auf den vorderen Boxenbereich und weist dort weder Dynamik auf noch können Signale gezielt geortet werden. Auch dies ist für einen Anime dieses Alters jedoch üblich. Die Sprachausgabe bleibt dabei stets verständlich, während sich der sehr ohnehin nur dezent eingesetzte Soundtrack sehr bedeckt hält.



Cover & Bilder © Asahi Shinbun-sha / TV Asahi / Kadokawa Pictures


Das Fazit von: MarS

MarS

Night on the Galactic Railroad ist ein Anime, der in der heutigen Zeit dank seiner extrem ruhigen, philosophischen Erzählweise einen sehr schweren Stand haben dürfte. Der Zuschauer wird gefordert, denn viele Erklärungen liefert der Film nicht. Stattdessen ist alles düster-melancholisch und liefert jede Menge Stoff, der die eigenen Ideen und Vorstellungen anregt und dabei jede Menge Möglichkeiten für eigene Interpretationen offenlässt. Night on the Galactic Railroad ist definitiv kein unterhaltsamer Film für Zwischendurch, sondern bietet extrem anspruchsvolle, andersartige und gerade deswegen schwer verdauliche Kost.

 

Ich persönlich habe mir mit dem Erzählstil sehr schwer getan und kann dem Film auf Grund meines eigenen Empfindens nur 5/10 Punkte geben. Ohne Frage ist Night on the Galactic Railroad aber etwas ganz Besonderes, weswegen ich in diesem Fall von einer abschließenden Bewertung abgesehen habe.


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