Dobermann

Dobermann

Originaltitel: Dobermann
Genre: Action • Thriller
Regie: Jan Kounen
Hauptdarsteller: Vincent Cassel • Tchéky Karyo
Laufzeit: DVD (99 Min) • BD (103 Min)
Label: Leonine / DCM
FSK 18

Dobermann   22.12.2021 von MarS

Für die einen trashiger Schund, für die anderen gefeierter Kultfilm. Auf die ein oder andere Weise hinterlässt der französische Action-Thriller Dobermann einfach immer seine Spuren. Leonine / DCM veröffentlichte den einstmals indizierten Streifen nun in einer Neuauflage im Mediabook...

 

Inhalt

 

Yann Le Pentrec (Vincent Cassel) ist der "Dobermann", Anführer einer Bande von Bankräubern, die im ganzen Land berüchtigt sind. Begleitet wird der "Dobermann" stets von seiner taubstummen Freundin Nathalie (Monica Bellucci), die dem schießwütigen Verbrecher in nichts nachsteht. Bislang hatte die Polizei keine Chance gegen die unberechenbaren Überfälle Pentrecs, doch als sich der skrupellose Inspektor Christini (Tchéky Karyo) an die Fersen der Gang heftet, wird die Luft für den "Dobermann" immer dünner. Eine alles entscheidende Konfrontation mit Christini, dessen Methoden selbst innerhalb der Polizei verachtet werden, scheint unausweichlich...

 

Eine Sache hat Dobermann mit vielen anderen Kultfilmen gemeinsam: Wirklich gut ist er nicht. Basierend auf der Buchreihe Le Dobermann von Joel Houssin wirkt das Ganze eher wie ein auf Style getrimmtes Musikvideo, oder ein filmgewordener Comic-Strip. Völlig überzogen die Handlung, die Figuren eher Karikaturen denn ernstzunehmende Charaktere, und ein deutlicher Fokus auf Grenzüberschreitungen sowie explizite Darstellung von physischer und psychischer Gewalt, das sind die Elemente, die Dobermann so besonders machen. Dobermann polarisiert, schlägt unerwartet schnell und hart zu, und wurde seinerzeit durchaus zurecht indiziert. Ebenso zurecht wurde diese Indizierung - damals auf Antrag von Capelight Pictures - im Jahr 2011 wieder aufgehoben, denn was im Jahr 1997 noch Grenzen überschritt und den Zuschauer durch die kalkulierte Härte vor den Kopf gestoßen hat, ist inzwischen längst nicht mehr so schockierend oder extrem. Allerdings muss man Dobermann zugestehen, dass zwar die gezeigte Gewalt, nicht zuletzt durch ihre völlig überzeichnete und schräge Inszenierung, mittlerweile ihren abartigen Beigeschmack verloren hat, nicht aber die heftigen psychischen Spitzen, die sich auch heute noch fernab des guten Geschmacks bewegen und vor allem auf das Konto des psychopathischen und gewaltbereiten Inspektor Christini gehen. Auch wenn hier wirklich alle Figuren einen mächtigen Sprung in der Schüssel haben, gelingt es Tchéky Karyo auf beeindruckende Art und Weise, den Inspektor zu einem der bizarrsten und hassenswertesten Charaktere der Filmgeschichte werden zu lassen. Hier gibt es keine fließenden Grenzen zwischen Gut und Böse, denn die typische Rollenverteilung wird einfach komplett ausgehebelt. Die einen sind böse, psychopathisch und völlig durchgeknallt, während ihre Jäger sogar noch böser, psychopathischer und durchgeknallter sind. Die einzige Figur, die hier gelegentlich ein paar Sympathiepunkte ernten kann, ist der titelgebende Dobermann, der immerhin im ein oder anderen Moment etwas vergleichbares wie Moral und Ehre offenbart, im Übrigen scheinen alle anderen Figuren einfach einem soziopathischen, bizarren und brutalen Albtraum entsprungen zu sein. Was kann man also zusammenfassend über Dobermann sagen? Eigentlich nicht viel, denn eine nennenswerte Handlung ist ebenso wenig vorhanden, wie auch nur ein Ansatz von Tiefgang oder Anspruch. Stattdessen liefert der Film ein rasantes Feuerwerk an Gewalt, Demütigungen sowie audio-visuell absolut stylischen Bildern, das an so mancher Stelle die Grenzen des guten Geschmacks sprengt und sich zweifellos im Gehirn des Betrachters festbeißt - ob nun im positiven oder negativen Sinne, das muss jeder für sich selbst entscheiden.

 

Bildergalerie von Dobermann (11 Bilder)

Details der Blu-ray

 

Qualitativ gleicht die Blu-ray der Erstauflage von Capelight Pictures aus dem Jahr 2011. Das ist auch weiter nicht schlimm, denn bereits damals lieferte die Blu-ray hervorragende Werte. Das Bild erweist sich vor allem in Closeups als knackig scharf und detailreich, während Hintergründe und Aufnahmen in der Totalen ab und an etwas weicher eingestellt sind. Eine feine Körnung ist vorhanden, jedoch nie störend. Der Kontrast ist etwas zu stark ausgeprägt, wodurch Farben hin und wieder ein wenig übersteuern. Im Gesamtbild passt die Bildqualität aber sehr schön zum Look des Films. Die deutsche Tonspur liegt in einer DTS-HD 7.1 Abmischung vor und zeichnet sich vor allem durch eine tolle Dynamik und bemerkenswerte Räumlichkeit aus. Gerade in den Actionsequenzen befindet man sich durch die stetige Surroundeinbindung mitten im Geschehen, während der Subwoofer das Ganze mit viel Druck unterstützt. Im Gegensatz dazu wirken die Dialoge in der deutschen Synchronfassung etwas kraftlos, bleiben aber dennoch durchwegs gut verständlich. Die Balance in der Originalfassung, abgemischt in DTS-HD 5.1, ist hier tatsächlich ein wenig angenehmer. 

 

Details des Mediabooks

 

Mit der Neuauflage liefert Leonine / DCM ein völlig neues Covermotiv, dominiert von Vincenct Cassel und begleitet von Monica Belucci. Das gesamte Cover ist mit Ausnahme des Titelschriftzugs, der in glänzendem Rot aufgedruckt wurde, in schwarz-weiß gehalten. In Vincenct Cassels verspiegelter Sonnenbrille ist Inspektor Christini alias Théky Karyo zu erkennen. Die Rückseite des Mediabooks zeigt das Bild eines Dobermanns. Das Begleitblatt wurde mit zwei leicht ablösbaren Klebepunkten auf der Rückseite fixiert. Im Mediabook findet sich der Film auf DVD und Blu-ray, ein Filmposter im großen DIN-A2 Format sowie ein informatives, 20-seitiges Booklet mit Infos zum Film und den Darstellern.



Cover & Bilder © LEONINE Distribution GmbH - Alle Rechte vorbehalten. / Produktfotos: www.sofahelden.de


Das Fazit von: MarS

MarS

 

Dobermann ist ein Film, der auf ganz besondere Art Eindruck hinterlässt. Ob man diesen Eindruck am Ende feiert, oder sich angewidert abwendet, das bleibt allerdings dem eigenen Geschmack überlassen, denn nicht jeder kommt mit diesem auf Style getrimmten, überzogenen und gänzlich von normalen Sehgewohnheiten entfremdeten Feuerwerk klar. Zweifellos ist Dobermann aber eines der wohl durchgeknalltesten Werke, das nicht nur das französische Kino in den letzten Jahrzehnten von der Leine gelassen hat. 


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