Die Knochenfrau

Die Knochenfrau

Originaltitel: Huesera
Genre: Horror • Drama • Arthouse
Regie: Michelle Garza Cervera
Hauptdarsteller: Natalia Solián • Alfonso Dosal
Laufzeit: DVD (93 Min) • BD (97 Min)
Label: Pierrot le Fou
FSK 16

Die Knochenfrau   22.04.2024 von MarS

Mit ihrem Spielfilmdebüt Die Knochenfrau beweist die Mexikanerin Michelle Garza Cervera, dass der schlimmste Horror oftmals im Alltäglichen steckt. Pierrot Le Fou veröffentlicht das mehrfach ausgezeichnete Horrordrama nun in einer limitierten Mediabook Edition als #36 ihrer Uncut-Reihe...

 

Inhalt

 

Valeria (Natalia Solián) und Raúl (Alfonso Dosal) führen eigentlich eine harmonische Beziehung, doch der bislang unerfüllte Wunsch nach einem Kind trübt immer wieder die Stimmung in der ganzen Familie. Umso größer ist die Freude, als Valeria endlich schwanger wird, aber während ihre Eltern und auch ihre Freunde dem Paar mit zahlreichen Ratschlägen zur Seite stehen wollen, fühlt sich Valeria durch die wachsenden Erwartungen immer stärker unter Druck gesetzt. Als Valeria schließlich auch noch von unheimlichen Visionen heimgesucht wird, beginnt sie an ihrer Rolle als Mutter zu zweifeln. Mit der Zeit ist sie sich sicher, von einer dunklen Bedrohung verfolgt zu werden, auch wenn niemand ihren Ängsten Beachtung zu schenken scheint...

 

Ohne Zweifel ist Die Knochenfrau ein düsterer, schwergängiger, nur mit Anstrengung verdaulicher Film mit schwieriger Thematik, der in Verbindung mit der stilmittelgeprägten, alles andere als leicht zugänglichen Inszenierung definitiv dem Arthousekino zuzuordnen ist. Ein mutiges Werk, das sich die Mexikanerin Michelle Garza Cervera da ausgesucht hat, um ihr Spielfilmdebüt abzuliefern. Aber am Ende ein Wagnis, das sich durchaus gelohnt hat, und dessen Ergebnis sich gekonnt von den üblichen 08/15 Horrorwerken oder auf Sicherheit produzierten Langfilmdebüts distanziert. Cervera nutzt dabei geschickt die mysteriösen Elemente der mexikanischen Folklore, um eine bemerkenswert intensive, beklemmende Atmosphäre zu erschaffen, während sie ihre Geschichte auf einem ganz alltäglichen Problem aufbaut: Die Angst einer schwangeren Frau vor ihrer Zukunft als Mutter. Davor, den Erwartungen von Familie, Freunden und Umfeld nicht gerecht zu werden. Aber auch davor, dass sich die eigenen Erwartungen als falsch erweisen. Die Knochenfrau lässt diese Ängste real werden und entwickelt daraus ein düsteres, absolut bedrohliches Bild, das sich in Form von knackenden, brechenden Knochen, nicht nur innerhalb surreal wirkender Visionen, wie ein blutroter Faden durch die gesamte Inszenierung zieht. Ob es sich dabei tatsächlich um eine übernatürliche Bedrohung handelt, oder diese lediglich im Kopf der Protagonistin besteht, diese Frage stellt sich auch der Zuschauer des Öfteren, bekommt darauf aber auch nach dem Schlussakt keine eindeutige Antwort. Noch einmal ein mutiger Schritt Cerveras zum Abschluss. Aber auch ein konsequenter, der mehr als deutlich macht, dass im Leben Gefahren auf einen jeden Menschen Lauern, die keine greifbare Grundlage benötigen, um schmerzhafte Erfahrungen auszulösen. Getragen wird Die Knochenfrau ebenso konsequent nicht einfach von billigen Jumpscares, blutigen Gewaltspitzen oder plumpem Grusel, sondern vielmehr von der bereits erwähnten Grundstimmung, dem markerschütternden Sounddesign sowie der bemerkenswert agierenden Hauptdarstellerin Natalia Solián, deren Selbstzweifel, Angst und Schmerz in jeder Sekunde absolut nachvollziehbar, authentisch und glaubwürdig wirken, und den Zuschauer damit gekonnt mit auf einen alptraumhaften Trip in die Tiefen einer nur allzu menschlichen Gedankenwelt ziehen. 

 

Details der Blu-ray

 

Das Bild der Blu-ray zu bewerten fällt ein wenig schwer, da Die Knochenfrau geprägt ist von einer stark stilisierten Farbgestaltung und bewusst schwacher Ausleuchtung. Dennoch wirkt das Bild durchwegs scharf, und gerade in Closeups sind auch feine Details auszumachen. Während der Schwarzwert sehr gut eingestellt ist, fällt der Kontrastumfang dagegen an mancher Stelle etwas zu zurückhaltend aus. Die Tonspur konzentriert sich überwiegend auf den vorderen Bereich der Surroundanlage, und öffnet sich nur selten hörbar in den Raum - obwohl immer wieder Szenen vorhanden sind, in denen Potential für etwas mehr Kraft und Räumlichkeit gegeben wäre. Stets klar und ansprechend werden dafür die Dialoge sowie das markante Sounddesign inklusive fies knackender Knochen präsentiert. 

 

Bildergalerie von Die Knochenfrau (11 Bilder)

Details des Mediabooks

 

Ebenso wie der Film selbst ist auch das Mediabook von Pierrot Le Fou minimalistisch, aber effektiv gehalten. Das Cover überzeugt durch das Motiv einer markanten Szene des Films, welches perfekt mit dem Titelschriftzug harmoniert. Im Übrigen begnügt sich die Front des Mediabooks mit dem inzwischen bekannten fortlaufenden Logo der Pierrot Le Fou Uncut Reihe. Die üblichen Inhaltsangaben und Details wurden auf der Rückseite aufgedruckt, ebenso die fortlaufende Seriennummer der limitierten Edition. Das gesamte Mediabook ist mit einem Hochglanz-Finish überzogen. Der Innendruck ist ebenfalls eher spartanisch gehalten und bietet einen düsteren Blick auf ein paar Knochen. Die Blu-ray wurde mit einem Ausschnitt des Covermotivs, die DVD mit einem Schädel bedruckt. Das 24-seitige Booklet präsentiert einen interessanten Blick auf das Subgenre des Schwangerschaftsfilms sowie weitere Hintergrundinfos zum Film selbst, ebenso wie ein Interview mit Regisseurin Michelle Garza Cervera, das von Autor Andreas Frank durchgeführt wurde. 



Cover & Bilder © Neue Pierrot le Fou / Produktfotos: www.sofahelden.de


Das Fazit von: MarS

MarS

Die Knochenfrau ist ein schwer verdauliches, unangenehmes und an vielen Stellen sehr surreales Werk, das sich tief in die Gedankenwelt einer schwangeren Frau vorwagt, und die Ängste einer werdenden Mutter in greifbare, bedrückende, ja regelrecht erschütternde Bilder hüllt. Bemerkenswert intensiver und hervorragend gefilmter Arthouse-Horror, und ein absolut gelungenes Debüt für die mexikanische Filmemacherin Michelle Garza Cervera, die mutig genug war, für ihren Einstand keinen plumpen Horrorfilm für die Massen zu erschaffen... 


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