Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo

Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo

Genre: Drama • Biografie
Regie: Ulrich Edel
Hauptdarsteller: Natja Brunckhorst • Thomas Haustein
Laufzeit: DVD (126 Min) • BD (131 Min)
Label: EuroVideo
FSK 16

Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo   03.04.2022 von MarS

Kaum jemand dürfte mit dem Titel Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo nicht schon einmal auf die ein oder andere Art und Weise in Kontakt gekommen sein, denn nur wenige deutsche Filme erlangten eine derartige Bekanntheit, wie das autobiografische Drogendrama von Ulrich Edel. EuroVideo veröffentlicht den kontroversen Kultklassiker nun erstmals auf 4K UHD, und hat zudem auch gleich der DVD sowie der Blu-ray ein technisches Upgrade spendiert...

 

Inhalt

 

Die 13-jährige Christiane (Natja Brunckhorst) lebt gemeinsam mit ihrer Mutter in Berlin. Um vor den Problemen innerhalb ihrer Familie zu flüchten, stürzt sich Christiane mit ihrer Freundin Kessi (Daniela Jaeger) ins Berliner Nachtleben, wo sie in der Diskothek "Sound" erstmals mit Drogen in Berührung kommt. Dort lernt sie auch Detlef (Thomas Haustein) kennen, mit dem sie nach kurzer Zeit eine Beziehung eingeht. Als Detlef die LSD-Trips und das Rauchen von Hasch nicht mehr genügen, lässt er sich eines Tages auf Heroin ein. Christiane ist zunächst schockiert, doch als schließlich ihr gesamter Freundeskreis zur Nadel greift, kann auch sie nicht mehr widerstehen. Schon bald findet sich Christiane in einem Strudel der Abhängigkeit wieder, der sie zu zerstören droht...

 

Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo basiert auf dem 1978 veröffentlichten gleichnamigen Buch der Stern-Reporter Kai Hermann und Horst Rieck, und wurde mit Bernd Eichinger als ausführender Produzent, sowie Ulrich Edel auf dem Regiestuhl realisiert. Der Film, ebenso wie das Buch, erzählt die autobiografische Geschichte Vera Christiane Felscherinows, die damit zur Symbolfigur der Jugendkultur in den 80er Jahren avancierte, und das - nicht zuletzt durch die Beteiligung und Unterstützung David Bowies - nicht nur begrenzt auf den deutschen Sprachraum. Noch heute wird Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo zu pädagogischen Zwecken in Schulen als Buch gelesen oder als Film gezeigt...

 

Dabei ist Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo wahrlich kein subtiler oder erklärender Film. Vielmehr zeichnet Ulrich Edels Biografie ein authentisches Bild der 80er Jahre in Berlin, und zeigt mit schonungsloser, schockierender Härte die Auswirkungen von Drogenabhängigkeit in all seinen schmutzigen, zerstörerischen Facetten. Einstiegsdrogen, Beschaffungskriminalität, Prostitution, sozialer Absturz, weder nimmt die Erzählung ein Blatt vor den Mund, noch schreckt sie vor drastischen Bildern zurück. Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo ist damit weniger ein erzählerischer Fingerzeig, sondern ein knallhartes Abschreckungsbeispiel, das den Zuschauer in einen Sumpf führt, aus dem es nur auf zwei Wegen ein Entkommen geben kann: Flucht oder Tod. Unbekannte Laiendarsteller, Dreharbeiten an Originalschauplätzen, und der beinahe dokumentarische Blick in die Drogenszene - all diese Elemente der Inszenierung sind zwar überwiegend einem geringen Budget geschuldet, und lassen die Erzählung an der ein oder anderen Stelle etwas steif und holprig wirken, vermitteln aber im Gegenzug ein sehr hohes Maß an Authentizität. Das Alles ist dementsprechend weder schön anzusehen, noch angenehm, verfehlt genau deshalb aber auch nicht seine Wirkung. Eine Wirkung, die heute noch ebenso effektiv ausfällt, wie zur Zeit der ersten Veröffentlichung, und die sich auf eine Thematik bezieht, die auch heute noch genauso brisant und akut ist, wie sie es einmal war - nur mit dem Unterschied, dass sich die Szene inzwischen von öffentlicher Präsenz hinter verschlossene Türen verlagert hat...und damit eigentlich nur noch gefährlicher geworden ist...

 

Bildergalerie von Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo (9 Bilder)

Details der Blu-ray

 

Im Zuge der Erstveröffentlichung auf 4K UHD hat Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo eine kleine Frischzellenkur erhalten, und erstrahlt dank farblicher Restauration und 4K-Abtastung in bislang unerreichtem Glanz. Die Schwachstellen der Erstveröffentlichung auf Blu-ray wurden nahezu komplett ausgemerzt. Der Kontrast ist nun deutlich ausgewogener und stabiler, Unschärfen bleiben auf wenige Einstellungen in der Totalen beschränkt, und auch auffällige Verunreinigungen sind verschwunden, ohne dass das Bild insgesamt stark gefiltert oder weichgezeichnet wirkt. Ebenfalls entfernt wurde das teils drastische Korn, das den Filmgenuss vor allem in dunklen Bildbereichen getrübt hatte. Die Tonspur hat unterdessen leider kein Upgrade erhalten, und liegt dementsprechend erneut in einer DTS-HD 2.0 Mono-, sowie in einer Upmix-Abmischung in DTS-HD 5.1 vor. Beide Tonspuren klingen gerade im Dialogbereich oftmals etwas blechern, Dynamik oder Raumklang gibt es nicht. Durch die starke Dialoglastigkeit, sowie den dennoch bemerkenswert kraftvollen Soundtrack von David Bowie, bleibt die Atmosphäre des Films aber durchwegs erhalten, wobei die DTS-HD 5.1 - Abmischung etwas angenehmer und ausgewogener in ihrer Balance klingt. Lobenswert ist zudem die Ergänzung von Bonusmaterial, welches auf der Erstauflage noch vergeblich gesucht wurde. Dabei handelt es sich um ein etwa halbstündiges, aktuelles Interview mit Hauptdarstellerin Natja Brunckhorst, Einblicke ins Casting, sowie einen Audiokommentar von Regisseur Ulrich Edel.

 

Details des Mediabooks


Im Gegensatz zu den bisherigen Veröffentlichungen bietet das Mediabook - ebenso wie die Neuauflagen auf DVD und Blu-ray - ein völlig neu gestaltetes Covermotiv. Während DVD und Blu-ray nicht nur Natja Brunckhorst, sondern auch David Bowie und Thomas Haustein, sowie das alte Covermomtiv in einem kleinen Ausschnitt präsentieren, zeigt das Mediabook Natja Brunckhorst in einer Großaufnahme, während auf dem Rest des Covers die Gemeinschaft der Jugendlichen vor nächtlicher Berliner Kulisse zu sehen sind. Die üblichen Inhaltsangaben und Details wurde auf der Rückseite aufgedruckt. Auf einen Innendruck hat EuroVideo verzichtet, hier ist das gesamte Mediabook in einem grellen Rot gehalten. Neben dem Film auf DVD und Blu-ray enthält das Mediabook zudem ein 24-seitiges Booklet. Zunächst liefert hier der Filmpublizist Stefan Jung einen ausführlichen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Films sowie die Stadt Berlin, gefolgt von einem Essay über den Einfluss des Films auf spätere Generationen, verfasst von Prof. Dr. Marcus Stiglegger.



Cover & Bilder © EuroVideo Medien GmbH. Alle Rechte vorbehalten.


Das Fazit von: MarS

MarS

Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo ist ein drastischer, schonungsloser, und unangenehmer Film, der auch nach über 40 Jahren seine abschreckende Wirkung nicht verfehlt. An mancher Stelle etwas holprig, und insgesamt vielleicht auch etwas zu lang, wirft Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo einen bitteren Blick auf ein Milieu, vor dem man ansonsten gerne die Augen verschließt, beziehungsweise bei dem man eigentlich lieber wegsehen würde. Völlig zu Recht weltbekannt, und noch immer ein fester Bestandteil pädagogischer Erziehung. Dank neuer 4K-Abtastung und farblicher Restauration nun endlich auch in hervorragender Bildqualität.


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