Wrong

Wrong

Originaltitel: Wrong
Genre: Komödie
Regie: Quentin Dupieux
Hauptdarsteller: Jack Plotnick
Laufzeit: Ca. 94 Minuten (Blu-ray)
Label: Sunfilm Entertainment
FSK 12

Wrong   06.11.2013 von Benji

Irgendwas ist falsch, aber was? Der Nachbar verhält sich komisch, und der Gärtner ist nicht wirklich besser. Die Frau vom Pizzadienst hört sich nett an, aber wirklich hilfreich ist sie nicht. Wo ist eigentlich der Hund? Wo ist Paul? Wenn die ganze Welt auf dem Kopf steht und eigentlich absolut gar nichts wirklich Sinn ergibt, dann liegt das Problem vielleicht bei einem Selbst. Habt Ihr schon einmal das Gefühl gehabt, im falschen Film zu sitzen? Oder besser gesagt: Schon einmal den wahren „falschen“ Film gesehen? Darf ich vorstellen – Wrong …

 

Dolph Springer ist ein ganz normaler Mensch. Jeden Morgen um 7:60 Uhr steht er auf, füttert seinen Hund Paul und fährt zu seiner Arbeitsstelle. Was genau er bei der Arbeit macht, hat er eigentlich nie ganz verstanden. Ist aber auch nicht wichtig, da er seit Monaten bereits gefeuert ist. Er mag es nur gerne neben den alten Kollegen zu sitzen, während die Sprinkleranlagen das ganze Büro unter Wasser setzen – was ganz nebenbei total normal ist und keinen stört. Eines Morgens war allerdings alles anders. Paul war verschwunden. Dabei war der gute Hund das Einzige, was ihm noch wirklich geblieben ist. Selbst die Palme in seinem Garten hatte sich zuvor in einen Tannenbaum verwandelt.

 

Schräg, aber ein interessantes Ereignis, da auch der Gärtner nicht wusste, warum das passiert ist. Zumindest war sich Dolph mit ihm einig, dass wieder eine Palme her musste, denn die passte wesentlich besser in den Garten. Aber der Tag hatte noch einige andere Überraschungen parat. Nachbar Mike fühlte sich in seiner Nachbarschaft nicht mehr wohl und entschloss sich ans Ende der Welt zu fahren. Der neue Pizzadienst „Jesus Organic Pizza“ konnte Dolph mit der Bedeutung ihres Logos nicht wirklich weiterhelfen und ein mysteriöser Master Chang rief ihn an, um ein dringendes Treffen zu vereinbaren.

 

Es sollte ein wenig dauern, bis Dolph wirklich verstand, was da mit ihm und seinem Hund Paul passiert ist. Zum Glück aber war die geistige Verbindung zwischen Herrchen und Tier intakt, obwohl die Dame vom Pizzadienst es sich mittlerweile im Haus gemütlich gemacht hat. Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.

 

Nicht ganz mitgekommen? Kein Problem! Wrong ist die filmische Manifestation seines Titels. Als Komödie konzipiert, zieht Regisseur und Drehbuchautor Quentin Dupieux die Zuschauer in eine Welt des Irrsinns, in dem keine Wendung oder anderweitige Storyentwicklung wirklich Sinn ergibt. Dadurch entwickelt sich ein ganz eigener Humor, der sich von dem anderer Komödien stärker nicht abgrenzen könnte. Denn als Zuschauer ist man ständig mit einem Blick voller Verwunderung und einem kindischen Grinsen in den Bann gezogen.

 

Bildergalerie von Wrong (6 Bilder)

Der eigentliche Genie-Streich allerdings ist die Tatsache, dass selbst die Charaktere sich zunehmend mit Dingen konfrontiert sehen, die nicht in ihr verrücktes Weltbild passen. Protagonist Dolph z. B. kann die Motive des seltsamen Master Chang nicht verstehen. Währenddessen wirkt Gärtner Victor zunehmend irritiert über das anhängliche Verhalten seines One-Night-Stands Emma. Löst sich da etwa das irrsinnige Weltbild in sich selbst auf, oder sind die Charaktere in einem Entwicklungsprozess, der sie zunehmend normaler, für den Rest der Welt aber total verrückt erscheinen lässt?

 

Es macht wenig Sinn sich wirklich in unzähligen Interpretationen zu verlieren. Manche Dinge sind einfach seltsam und Kunst kann auch aus purem Wahnsinn immer noch sehr intelligente Filme erschaffen. Vielleicht ist das die Message hinter Wrong, der seinen Titel wahrlich verdient hat.



Cover & Bilder © Tiberius Film


Das Fazit von: Benji

Benji

Wer hätte das gedacht? Wrong zeigt, wie auch die absolute Abstinenz von Sinn und Struktur eine sehr starke Komödie schaffen kann. Selten hat mir ein Independent Film so viel Spaß gemacht. Der Grund dafür ist einfach: Keine Entwicklung des Filmes konnte ich wirklich vorhersehen. Quentin Dupieux hat hier ein Meisterwerk des Wunderns geschaffen, in dem man auch aufgrund der skurrilen Dialoge immer wieder mit einem leichten Grinsen sitzt. Möchtegern-Filmkenner wie mir hat Dupieux deshalb gezeigt, wo der Kern guter Unterhaltung liegt. Nicht alles muss man verstehen, wichtig ist nur, dass es einen unterhält. Ähnlich vielleicht wie in den guten alten Kindertagen, als man sich noch diebisch über die Zauberei eines Magiers gefreut hat und nicht ständig nach dessen Tricks fragte.


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