Gigi Gacker am Würfelacker

Gigi Gacker am Würfelacker

Genre: Würfelspiel • Familienspiel
Autor: Robert Brouwer
Illustrator: Doris Matthäus
Spieleverlag: Zoch Verlag
Empfohlenes Alter: Ab 8 Jahren
Spieldauer: 20 Minuten

Gigi Gacker am Würfelacker   24.05.2025 von 2-PL4Y3R5

Meine Frau liebt Heckmeck am Bratwurmeck. Das hat etwas mit Kindheitserinnerungen zutun; und der Zeit, bevor wir das Brettspielhobby für uns entdeckt haben. Aber sie mag auch einfach Würfelspiele sehr gerne. Gigi Gacker am Würfelacker ist die Fortsetzung von Gigi Gacker, welches ein Jahr zuvor erschien. Es erinnert zumindest vom Spielmaterial aber mehr an Heckmeck als an seinen Vorgänger. Denn wo der eigentliche Vorgänger Gigi Gacker ein reines Kartenspiel war, kommt Gigi Gacker am Würfelacker mit Würfeln daher und man versucht die Punkte-trächtigsten Steine aus der Tischmitte zu ergattern. Meine Frau musste das also holen und hat sich direkt in die Kindheit zurückversetzt gefühlt. Wie hat es dem Rest der Familie gefallen? Wir verraten es euch.

 

Das Material und die Vorbereitung

 

Gigi Gacker am Würfelacker kommt in einer kleinen, quadratischen Schachtel daher, dessen Artwork von der Farbe blau dominiert wird. Man verwechselt es daher auch optisch leicht mit dem genau 20 Jahre zuvor erschienen Heckmeck. Auch die Spielmaterialien sind sehr ähnlich: es gibt Würfel und diese rechteckigen, hochwertigen, bunt bedruckten Plättchen aus Plastik, die optisch und haptisch einfach richtig viel hermachen.

 

Die Spielvorbereitung geht fix: jeder Spieler nimmt sich drei Würfel derselben Farbe. Dann werden die Wurmhäppchen, das sind die Plättchen, gemischt und als verdeckte Stapel in der Tischmitte bereitgelegt. Die Wurmhäppchen zeigen Zahlen zwischen -2 und 6; um diese streiten sich die Spieler im Spielverlauf; denn die Summe der Werte sind am Spielende die Siegpunkte. Im Spiel mit weniger als 5 Personen wird zuvor ein Wurmhäppchen mit dem Wert 0 entfernt.

 

Eine Besonderheit gibt es im Spiel zu zweit. Hier wird ein Automa verwendet, das Robohuhn, das einen dritten Spieler simuliert. In diesem Falle werden also drei Würfel einer weiteren Farbe bereitgelegt. Zuletzt erhält der Startspieler den Startspielerwurm und dann geht’s direkt los.

 

Das Spielziel

 

Thematisch seid ihr Vögel, auf Wurmsuche. Die Wurmhäppchen liegen in der Tischmitte und ihr versucht die größten Häppchen für euch zu gewinnen. Der Spieler, der am Spielende die größte Summe an Wurmhäppchen hat, gewinnt. Bei Gleichstand gewinnt der Spieler mit den meisten Wurmhäppchen. Klingt simpel, aber es ist gar nicht so leicht sich auch die richtigen Wurmhäppchen zu schnappen.

 

Der Spielablauf

 

Gigi Gacker am Würfelacker wird über mehrere Runden gespielt, die jeweils in drei Phasen aufgeteilt sind. Zu Beginn einer jeden Runde – in der, ich nenne es mal Vorbereitungsphase – werden Wurmhäppchen in einer Reihe ausgelegt, und zwar so viele wie Spieler an der Partie teilnehmen – im Spiel zu zweit also drei Plättchen, das Robohuhn zählt hier mit. Danach, in der Würfelphase, führen die Spieler der Reihe nach Spielerzüge aus, in denen gewürfelt wird und Aktionen ausgeführt werden können, bis jeder Spieler dreimal dran war. In der letzten Phase jeder Runde, ich nenne sie Mampfphase, werden dann die Wurmhäppchen verteilt. Danach wird die nächste Runde vorbereitet. Dies wird so oft wiederholt, bis keine Wurmhäppchen mehr nachgezogen werden können.

 

Bevor wir aber zu den Spielerzügen kommen, schauen wir uns zunächst an was man überhaupt braucht, um an die guten Wurmhäppchen mit den vielen Punkten ranzukommen. Der Spieler, der mit seinen drei Würfeln die höchste Summe erreicht hat, erhält das Wurmhäppchen ganz links in der Auslage; der Spieler mit der zweithöchsten Summ das zweite Wurmhäppchen, und so weiter. Da die Wurmhäppchen nicht sortiert ausliegen, will man also nicht immer die höchste oder niedrigste Summe, sondern eben sicherstellen, dass man eine Summe erreicht, die der Position des besten Wurmhäppchens in der Auslage entspricht. Gleichstände werden im Uhrzeigersinn, beginnend mit dem Startspieler aufgelöst. Nach dem Verteilen der Wurmhäppchen wird der Startspielerwurm weitergereicht.

 

Schauen wir uns nun noch einmal genauer an was in einem Spielerzug genau passiert und wie man hier die Verteilung der Wurmhäppchen in der letzten Phase jeder Runde beeinflussen kann. Natürlich geht es erstmal ums Würfeln. Im ersten Spielerzug werden alle drei Würfel geworfen und einer davon ausgewählt, um ihn beiseitezulegen. Dieser ist somit „eingeloggt“ und fix. Die anderen beiden Würfel dürfen trotzdem erstmal nicht gedreht werden. Im zweiten und dritten Zug hat man dann jeweils zwei Möglichkeiten: entweder man verwendet einen Würfel aus dem vorherigen Wurf oder man würfelt alle Würfel neu und verwendet einen Würfel des neuen Würfelwurfes. No risk, no fun.

 

Zusätzlich darf man im zweiten und dritten Zug vor dem Neuwürfeln und der Wahl des Würfels eine Aktion ausführen, wenn man das möchte. Die verfügbare Aktion unterscheidet sich dabei im zweiten und im dritten Spielerzug. Achtung, hier wird es richtig gemein. Im zweiten Spielerzug darf man ein bereits gesammeltes Wurmhäppchen abgeben, um entweder die Position zweier Wurmhäppchen zu tauschen oder die Reihenfolge der Auslage umzukehren, indem sie um 180° gedreht wird. Sind die Würfel nicht auf deiner Seite, verändert man einfach die Ausgangslage. Und natürlich kann auch ein Plättchen mit negativer Punktzahl abgegeben werden, um diese Aktion auszuführen. Im dritten Spielerzug darf man eines seiner Wurmhäppchen einsetzen und die darauf dargestellte Zahl als Würfelergebnis zählen, statt den dritten Würfel zu verwenden oder neu zu würfeln.

 

Wir hatten Eingangs das Spiel zu zweit erwähnt, mit dem Robohuhn. Nachdem beide Spieler ihren ersten, zweiten bzw. dritten Spielerzug ausgeführt haben, würfelt der Startspieler jeweils einen Würfel fürs Robohuhn und loggt den Würfel so ein. Ansonsten macht das Robohuhn nichts weiter, es konkurriert lediglich mit den beiden Spielern um die Wurmhäppchen, gesteuert durch zufällige Würfelwürfe.

 

 

Bildergalerie von Gigi Gacker am Würfelacker (7 Bilder)

Spielmaterial

 

  • 15 Würfel (3 je Farbe)
  • 25 Wurmplättchen (mit Werten von -2 bis 6)
  • 1 Startspielerwurm


Cover & Bilder © Cover: Simba Toys / Teaser & Produktfotos: www.sofahelden.de


Das Fazit von: 2-PL4Y3R5

2-PL4Y3R5

Spielspaß: Gigi Gacker am Würfelacker mag ähnlich aussehen wie Heckmeck und man mag auch ähnlich wie in Heckmeck nach den hohen Punkten auf den Plättchen streben, aber die beiden Spiele sind doch sehr schwer miteinander vergleichbar. Wer ein Kniffel-artiges Spielerlebnis sucht und nicht viel denken möchte, der sollte bei Heckmeck bleiben. Gigi Gacker am Würfelacker bringt unerwarteterweise viel mehr Spieltiefe mit; das Spielgefühl ist dadurch komplett anders. Ja, man versucht weiterhin die Mitspieler auszustechen und zu übertrumpfen, aber man hat hier viel mehr Möglichkeiten und Kontrolle zur Verfügung. Der Reiz von Heckmeck, der durch das wiederholte Würfeln und damit verbundene Push-Your-Luck zustande kommt, geht dadurch fast vollständig verloren. Aber Gigi Gacker am Würfelacker hat seinen ganz eigenen Reiz und überzeugt vor allem durch die höhere Spielerinteraktion. Augen auf beim Vogelspielkauf!

 

Balancing/Glücksfaktor: Wie erwähnt ist Gigi Gacker am Würfelacker sehr viel strategischer als Heckmeck am Brutwurmeck. Hier ein paar Eindrücke: In der ersten Runde würfelt man alle drei Würfel. Danach wissen alle Spieler, welche anderen zwei Würfel die Mitspieler zur Verfügung haben und können ihre Entscheidungen daran ausrichten. Als „Antwort“ können die Mitspieler zwar die übrigen zwei Würfel erneut werfen, sind dann aber dem Würfelglück ausgesetzt. Ein bisschen Push-Your-Luck gibt es also noch.

Die zwei Aktionen im zweiten und dritten Spielerzug können nochmal einiges durcheinanderbringen. Passen die Würfel nicht? Dann verändert man die Auslage oder nimmt Wurmhäppchen-Zahlen als Würfelergebnis. Was nicht passt, wird passend gemacht. Man kann sich nie sicher sein das Wurmhäppchen seiner Wahl zu ergattern, denn am Ende kann alles anders kommen. Umso bedeutender ist die Spielerreihenfolge. Nur wer zuletzt dran ist, hat die volle Kontrolle. Am besten keine Aktion verschwenden, wenn man nicht wirklich das Schlusswort (oder einfach zu viele Häppchen mit Minuspunkten) hat.

Es gibt einen weiteren Grund gut auf den Startspielerwurm zu achten: er fungiert auch als Tiebreaker beim Verteilen der Wurmhäppchen, sollten zwei Spieler die gleiche Würfelsumme haben. Das kommt häufiger vor als man denken mag.

Und auch zum Balancing haben sich die Autoren etwas Nettes überlegt. Denn Aktionen haben Kosten: die Abgabe von Wurmhäppchen. Und wer zuvor nur gute Häppchen vom Buffet ergattert hat, wird diese kaum opfern. Aber Spieler, die Pech hatten und vielleicht sogar Minuspunkte-Plättchen haben, erhalten dadurch gleich einen doppelten Vorteil: die Aktion und man ist die Minuspunkte los.

 

Komplexität/Regeln: Bitte nicht wundern über das dicke Regel-Heftchen. Hier sind gleich mehrere Sprachen untergebracht. Die Regel hat inklusive Titelseite nur fünf Seiten, und das trotz Miniformat. Es gibt also nicht viel Text zu studieren. Schließlich handelt es sich immer noch, um ein Würfelspiel auf Familienspiel-Niveau. Ja, es ist etwas komplexer als Heckmeck, es gibt ein paar mehr Regeln und ein paar mehr Denkaufgaben, aber es bleibt ein sehr zugängliches Spiel, das in fünf Minuten erklärt ist.

 

Spielerinteraktion/Spieleranzahl: In Gigi Gacker gibt es einige Wege den Mitspieler bewusst zu ärgern und man ist hier viel weniger vom Würfelglück abhängig als in Heckmeck. Denn man kann neben dem Neuwürfeln auch Wurmhäppchen abgeben, um die Wurmhäppchen-Auslage oder die eigenen Würfelergebnisse zu manipulieren. Das kann gut für einen selbst sein, aber vielleicht auch einfach nur schlecht für den Mitspieler.

Im Gegensatz zu Heckmeck muss man in Gigi Gacker also etwas mehr auf seine Mitspieler achten. Einerseits sollte man die Würfelergebnisse der Mitspieler berücksichtigen, denn man weiß ja, was sie in späteren Zügen zur Verfügung haben. Andererseits kann auch durch die zuvor gesammelten Häppchen der Mitspieler abschätzen, ob sie einem mit einer Aktion einen Strich durch die Rechnung machen werden. Erkennt man das, kann man sich direkt einen Plan B überlegen.

Leider lässt sich Gigi Gacker am Würfelacker nur mit abgewandelten Regeln zu zweit spielen; es wird ein Automa, das Robohuhn benötigt. Das hat gut funktioniert, bringt aber einfach mehr Zufälligkeit ins Spiel, wo doch Gigi Gacker eigentlich mit seinen Strategieelementen glänzen will.

 

Spieldauer: Eine Partie Gigi Gacker am Würfelacker dauert etwa 20 Minuten. Schließlich ist immer dieselbe Anzahl an Häppchen im Spiel, sodass man mit mehreren Spielern eben weniger Runden spielt.

 

Wiederspielbarkeit: Ein kurzweiliges Würfelspiel mit Knobel-Faktor und Spielerinteraktion. Natürlich sollte man Würfelspiele mögen, aber ist das gegeben, kommt Gigi Gacker auch ohne viel Schnick-Schnack und Zusatz-Klimm-Bimm häufig auf den Tisch. Schade nur, dass die Spielerfahrung nicht für zwei Spieler optimiert ist. Aber man kann nicht alles haben.

 


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