Diener der Dunkelheit

Diener der Dunkelheit

Originaltitel: L'uomo del labirinto
Genre: Thriller
Regie: Donato Carrisi
Hauptdarsteller: Toni Servillo
Laufzeit: DVD (125 Min) • BD (130 Min)
Label: Koch Films GmbH
FSK 16

Diener der Dunkelheit   16.06.2020 von Dan DeMento

Mit Diener der Dunkelheit meldet sich Autor und Regisseur Donato Carrisi zurück. Nach seinem erfolgreichen Regiedebut Der Nebelmann verfilmte Carrisi wieder seinen eigenen Roman und greift auch wieder auf Hauptdarsteller Toni Servillo zurück. Ob die Wiederholung des Experiments wieder genauso gut geglückt ist, oder ob Diener der Dunkelheit nur vom Erfolg seines Vorgängers profitiert, haben wir uns für euch angesehen.
 
Inhalt:
 
Eine junge Frau (Valentina Bellè) erwacht in einem Krankenhausbett und weiß zuerst nicht, wer oder wo sie ist. Ihr Arzt Dr. Green (Dustin Hoffman) informiert sie, dass ihr Name Samantha Andretti ist und sie von einem grausamen Entführer 15 Jahre lang in einem unterirdischen Labyrinth festgehalten wurde. Damit der Entführer gefasst werden kann, muss Samantha sich erinnern. Doch ihre Erinnerungen sind bruchstückhaft und verschwommen. Das Einzige, was ihr klar vor Augen steht: Der Entführer trug eine Kaninchenmaske. Neu angespornt durch das unerwartete Auftauchen von Samantha nimmt auch Privatdetektiv Bruno Genko (Toni Servillo) seine Ermittlungen wieder auf. Der hatte den Eltern von Samantha schon vor 15 Jahren geschworen, den Schuldigen zu fassen. Doch seine Nachforschungen lassen ihn auch nach all der Zeit in ein Wespennest stechen, das plötzlich nicht nur sein eigenes Leben bedroht...
 
Diener der Dunkelheit ist definitiv kein Thriller, den man so schon einmal gesehen hat, und allein dafür hat er tiefen Respekt verdient. Sein mehr als geschicktes Spiel mit den Zeitebenen, sowie mit den psychischen Verfassungen sämtlicher Beteiligter machen ihn zu einem Verwirrspiel, dessen Ausgang wohl auch versierte Thriller-Fans nicht unbedingt kommen sehen.
 
Man merkt dem Film durchgehend an, dass der Regisseur Donato Carrisi auch der Autor der Romanvorlage ist, und hier versucht hat, seine Vision auf die Leinwand zu transportieren. Das ist ihm auch größtenteils hervorragend gelungen. Die Sets befinden sich auf einem haarscharfen Grat zwischen Realität und surrealen Eindrücken, die mich in einigen Momenten an den großartigen The Cell von 2000 erinnert haben. Dazu kommt die Leistung von Maske und Kostüm, so sieht Valentina Bellè anfangs wirklich aus, als hätte sie 15 Jahre kein Tageslicht gesehen und erholt sich über die Laufzeit des Films hinweg zunehmend. Auch die erwähnte Kaninchenmaske verfehlt ihre Wirkung nicht und darf sich in meiner persönlichen Hitliste direkt hinter Donnie Darko einreihen.
 
Leider ist es aber auch genau diese Liebe zum Detail, zur Inszenierung und zum Surrealen, die Diener der Dunkelheit in manchen Momenten mehr schadet als nutzt. So gibt es mehrfach gedankenverlorene Autofahren des Detektivs Bruno Genko, die so offensichtlich vor Greenscreen und mit animierten Stadtansichten realisiert wurden, dass sie mehr wie ein Comic wirken. Das mag Absicht und künstlerische Intention gewesen sein, mich hat es aber eher an ein Sin City für Arme erinnert und jedes Mal aus der Handlung gerissen.
 
Und leider macht Carrisi den Fehler, zu dem sich selbst verfilmende Autoren häufig neigen, und der ihm auch bei Der Nebelmann schon vorgeworfen wurde: Mit 130 Minuten ist Diener der Dunkelheit schlicht und einfach viel zu lang. In den ersten eineinhalb Stunden passiert gefühlt überhaupt nichts, während sich die Handlung in der letzten Viertelstunde förmlich überschlägt. Etwas mehr Ausgewogenheit in diesem Bereich und eine halbe Stunde weniger Laufzeit hätten den Film wohl zu einem der besten seiner Art gemacht.
 
Denn bei allem, was man ihm vorwerfen kann, ist Diener der Dunkelheit immer noch ein großartiger Thriller. Alle Beteiligten - bis auf kleinste Ausreißer in Nebenrollen - machen ihre Arbeit sehr gut, und das Setting ist großartig. Allein was Chefkameramann Federico Masiero (ebenfalls schon bei Der Nebelmann dabei) in den Gängen des Labyrinths oder bei den Auftritten des Kaninchens mit dem Licht anstellt, macht einen sprachlos.
 
Zu all der Schönheit kommt eine Story, die zwar recht zaghaft Fahrt aufnimmt, letztlich aber eine Drehung nach der anderen hinlegt und einen zum Schluss mit der Frage zurücklässt, warum man das nicht alles gleich zu Beginn verstanden hat.
 
Auch "Stargast" Dustin Hoffman, der nur an einem Schauplatz vorkommt und dementsprechend wohl nicht allzu viele Drehtage hatte, macht aus dem wenigen, was ihm zur Verfügung steht, sehr viel und zeigt, warum er zu den Großen in der Filmwelt gehört. Mit der italienischen Newcomerin Valentina Bellè steht ihm aber auch eine geniale Spielpartnerin zur Verfügung, ohne die Diener der Dunkelheit wohl nicht halb so gut funktionieren würde.
 

Bildergalerie von Diener der Dunkelheit (5 Bilder)

Details der Blu-ray:
 
Genauso viel Wert wie auf die gesamte Gestaltung des Films wurde auch auf das Sounddesign gelegt, und die Blu-ray transportiert diese Bemühungen würdig auf den heimischen Bildschirm. Dialog, Effekte und Filmmusik ergänzen sich wunderbar und kommen breit und satt aus den Boxen und auch die Bildqualität gibt trotz flackernder Lichter, Nebel und viel Dunkelheit nie Anlass zur Kritik. Die deutsche Synchronfassung ist hochwertig und bei den bekannten Gesichtern mit den Stammsprechern besetzt. Als Bonusmaterial gibt es ein recht informatives Making-of sowie den deutschen und italienischen Trailer.


Cover & Bilder © Koch Films GmbH


Das Fazit von: Dan DeMento

Dan DeMento

 

Etwas weniger Laufzeit und ein wenig mehr inszenatorische Zurückhaltung in einzelnen Momenten, und Diener der Dunkelheit wäre ein Meisterwerk, das problemlos in einem Atemzug mit Sieben oder Das Schweigen der Lämmer genannt werden könnte. Aber auch so haben wir hier einen Film, der jedem Thrillerfreund einen zufriedenstellenden Abend und zartbesaiteten Menschen eine schlaflose Nacht bescheren dürfte.


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